Die Tochtermänner Fritz und Wilhelm

Fritz Tochtermann (1878-1948) besuchte die Realschule in Feuerbach, machte eine 4-jährige Lehre als Maschinenschlosser, studierte an der Königlichen Baugewerkschule Stuttgart und schloss dort 1901 als Maschinenbauingenieur ab. 1908 übernahm er eine Firma für Centralheizungs- und Trocken-Anlagen. Von 1914-1918 leistete er Kriegsdient als Pionier. Danach konnte er seinen Betrieb nicht wieder eröffnen. 1919 begann er eine neue Tätigkeit als Lehrer zur Aus- und Weiterbildung von Arbeitslosen, insbesondere Kriegsheimkehrern. Dies war der Beginn der Schule Tochtermann, die in diesem Jahr als Technische Fachschule Tochtermann (TFT), Staatlich anerkannte Fachschule für Technik das 100-Jahr-Jubiläum begeht. Fritz Tochtermann starb 1948. Seine Tochter Hildtrud trat sein Erbe an und leitete die private Schule 68 Jahre lang. Bei der Übernahme und Weiterführung der Fachschule Tochtermann wurde sie von ihrem Onkel Wilhelm mit Rat und Tat unterstützt. Vor ihrem Tod 2016 gründete sie die gemeinnützige Hildtrud-Tochtermann-Stiftung 3 zur Fortführung der TFT.

Wilhelm Tochtermann (1885-1962), der jüngere Bruder, studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart, schloss dort 1908 als Dipl.-Ing ab. Zunächst war er Konstrukteur in der Maschinenfabrik Eßlingen. Sein ganzes Berufsleben galt der Lehre, schon ab 1911 war er Lehrer an der Königl. Baugewerkschule Stuttgart, ab 1920-1952 in Esslingen (Maschinenbauschule, Ingenieurschule, heute Hochschule Esslingen). Er war der legendäre Professor für Maschinenelemente. Das Standardlehrbuch Maschinenelemente für Maschinenbauschulen hat er vom Erstautor H. Krause 1930 übernommen und bis 1956 weiterentwickelt.

2018 fand das 150-jährige Jubiläum der Fakultät Maschinenbau der Hochschule Esslingen statt mit einem Festakt und diversen Fachbeiträgen, darunter der Bericht Die Geschichte eines „Esslinger Buches“ 1) über das Lehrbuch Maschinenelemente. Wilhelm Tochtermann wird darin als sehr erfolgreicher Pädagoge, Maschinenbauingenieur und Fachbuchautor Jahrzehnte nach seiner Zeit besonders gewürdigt.

Über Fritz Tochtermann schreibt Greuling in seinem Artikel 1):

…Sein älterer Bruder Fritz Tochtermann studierte übrigens von 1897-1901 Maschinenbau am „Stall“  2) und gründete 1919 in Stuttgart-Feuerbach die Technische Fachschule Tochtermann, die sich auch heute noch großer Nachfrage erfreut und von der Hildtrud-Tochtermann-Stiftung geführt wird. …

   1)    Die Geschichte eines „Esslinger Buches“, Steffen Greuling, SPEKTRUM Magazin der Hochschule Esslingen, Nr. 47/2019, S. 18-21

   2)  „Stall“ wird die Hochschule von Studenten bezeichnet, da sie zuerst im Marstallgebäude des Königs untergebracht war.

Fotos: Fritz 1930, mit Schülern; Wilhelm 1918, bei der Kriegsmarine